Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales

Groupe de sociologie politique et morale


Bücher

Zur Actualität von Luc Boltanski : Einleitung in sein werk

Tanja BOGUSZ

VS Verlag, 2010

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Luc Boltanski gehört zu den international einflussreichsten französischen Soziologen der Gegenwart. In Deutschland wurde er insbesondere durch die mit Ève Chiapello verfasste Studie "Der neue Geist des Kapitalismus" (1999) bekannt, in der sie die Auswirkungen von Herrschaftskritik auf die politischen, ökonomischen und kulturellen Leitlinien des gegenwärtigen Neoliberalismus untersuchten. Seine zahlreichen Arbeiten über die Grenzen und Möglichkeiten praktischer Handlungsräume charakterisieren Boltanski als Beobachter und Chronisten deregulierter Wissensgesellschaften, in denen Ordnung das Unwahrscheinliche, das Zu-Erklärende ist. Die Einführung verortet das Gesamtwerk Boltanskis im Forschungskontext der Praxistheorie und des französischen Neopragmatismus. Der Einfluss seines Lehrers Pierre Bourdieu sowie die empirische "Soziologie der Kritik" Boltanskis wird anhand seiner jüngsten erkenntnistheoretischen Reflexionen erläutert.

Institution und Utopie. Ost-West-Transformationen an der Berliner Volksbühne

Tanja Bogusz

Bielefeld, Transcript, 2008

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Die Berliner Volksbühne übernahm inmitten des deutsch-deutschenVereinigungsprozesses die institutionelle Federführung desgesamtdeutschen hauptstädtischen Kulturlebens. Wie aber kam es dazu? Auf der Grundlage teilnehmender Beobachtung, zeitgeschichtlicher Analyse und theoretischer Reflexionen erhält der Begriff der Kulturproduktion hier seinen soziologischen Sinn: als eine spezifische Praxis, deren Bedingtheit gerade auf ihren Verallgemeinerungscharakter verweist. Das Gebiet der Soziologie beschreibt damit die Aufgabe, das Alleinstellungsmerkmal der Kulturproduktion mit seinen gesellschaftlichen Rahmungen zu verbinden und die ihnen zugrunde liegenden Strukturen hervorzuheben.

Soziologie der Abtreibung. Zur Lage des fötalen Lebens.

Luc Boltanski

Suhrkamp Verlag, Frankfurt, 2007

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Die Abtreibung gehört auch heute noch zu den umstrittensten Fragen unserer Gesellschaft. Weder findet sie eine breite gesellschaftliche Akzeptanz, noch wird offen über sie gesprochen. Abtreibung ist nach wie vor ein gesellschaftliches Tabu. Eine merkwürdige Grauzone umgibt sie. Das mag durchaus überraschen, da die Abtreibung in den westlichen Ländern unter bestimmten Voraussetzungen legal ist. Das Recht auf Abtreibung gehört zudem zu den Errungenschaften der Frauenbewegung und des Kampfes um die Selbstbestimmung der Frau. Der französische Soziologe Luc Boltanski versucht, diese paradoxe Situation zu erklären. Dabei greift er zum einen auf ausführliche Interviews mit einhundert Frauen zurück, die von ihren persönlichen Erfahrungen mit der Abtreibung berichten, und rekonstruiert zum anderen eine umfassende Geschichte der gesellschaftlichen Abtreibungspraxis von der Antike bis zur Gegenwart. Die Entscheidung für oder gegen Abtreibung, so skizziert Boltanski seine Hauptthese, erweist sich dabei als unauflösbarer Widerspruch, der der gesellschaftlichen Ordnung insgesamt innewohnt: Einerseits ist jedes einzelne menschliche Wesen einzigartig und unersetzbar, andererseits ist seine Austauschbarkeit Grundvoraussetzung dafür, daß sich die Gesellschaft fortwährend demographisch erneuert. Diese Paradoxie wiederholt sich in der symbolischen Ordnung, die der Schwangerschaft, der Geburt und der Abtreibung ihre gesellschaftlichen Regeln gibt. Boltanskis Buch führte in Frankreich zu einer heftigen und überaus kontroversen Debatte, in der es um nichts weniger ging als um die Grundregeln der gegenwärtigen Gesellschaft.

Über die Rechtfertigung. Eine Soziologie der kritischen Urteilskraft

Luc Boltanski und Laurent Thévenot.

Hamburger Edition. Institut für Sozialforschung, HIS, verlagsges.mbH, 2007

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Auf welche Weise artikulieren Menschen in konfliktträchtigen Situationen in einem alltäglichen Streit oder einer Tarifauseinandersetzung Widerspruch und wie rechtfertigen sie ihr Handeln, um dann möglicherweise mit ihrem Gegenüber Einvernehmen oder zumindest einen tragfähigen Kompromiss zu erzielen? Dieser Frage gilt das Interesse Luc Boltanskis und Laurent Thévenots. Die Autoren entwickeln eine ebenso anregende wie ambitionierte »pragmatische Soziologie«, die nicht nur eine neue Sichtweise auf soziale Interaktion eröffnet, sondern als wegweisendes soziologisches Paradigma in Frankreich intensiv debattiert wird. Anders als die traditionelle Soziologie, die das Handeln von Individuen, Gruppen und Klassen auf objektive und den Akteuren verborgene Kräfte zurückführte, nehmen Boltanski und Thévenot die Fähigkeit des Menschen ernst, solche Situationen und deren Anforderungen zu meistern, indem sie auf verschiedene Rechtfertigungsprinzipien zurückgreifen, die ihren Ursprung in der Objektwelt sowie in unterschiedlichen Vorstellungen vom Gemeinwohl haben. Dabei identifizieren die Autoren sechs für unsere heutige Gesellschaft konstitutive Rechtfertigungsordnungen, die ideengeschichtlich in zentralen Werken der politischen Philosophie Gestalt angenommen haben: die der Inspiration bei Augustinus, der häuslichen Sphäre bei Bossuet, des Ruhmes und der öffentlichen Meinung bei Hobbes, des Marktes bei Smith, des Staatsbürgers bei Rousseau und der Industrie bei Saint-Simon. Wie Boltanski und Thévenot unter anderem am Beispiel einer systematischen Analyse von Management-Strategien zeigen, können all diese Rechtfertigungsordnungen in spezifischen gesellschaftlichen Bereichen gleichzeitig präsent sein und den Akteuren als Ausgangs- und Bezugspunkt in ihrem Bemühen um Verständigung und Anerkennung dienen. Mit ihnen lassen sich auch viele Konflikte erklären, die dann entstehen, wenn die Beteiligten bewusst oder unbewusst auf unterschiedliche Ordnungen rekurrieren. Als Synthese sozialphilosophischer, soziologischer, organisationstheoretischer und ökonomischer Ansätze bietet das Buch eine innovative Perspektive auf Grundfragen der Sozialwissenschaften, die theoretisch reizvoll und zugleich von weitreichender politischer Relevanz sind.

Der neue Geist des Kapitalismus

Luc Boltanski, Eve Chiapello

UVK Verlagsgesellschaft, 2003

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Aus dem Französischen von Michael Tillmann. Luc Boltanski und Eve Chiapello beschreiben den Kapitalismus als ein normatives System, dem es unter sich wandelnden Bedingungen immer wieder gelingt, Menschen zu gewinnen und davon zu überzeugen, sich am Prozess der kapitalistischen Akkumulation zu beteiligen. Den Autoren zufolge verdankt der Geist des Kapitalismus sein Anpassungsvermögen der gegen ihn gerichtete Kritik und seiner Fähigkeit, diese Kritik konstruktiv zu verarbeiten. In seiner jüngsten Ausprägung wurzelt er im Mai 1968, als sich Künstler und Intellektuelle gegen sämtliche durch den Kapitalismus bedingten Prozesse der Entfremdung auflehnten. Der neue Geist des Kapitalismus definiert sich durch Flexibilität, Mobilität, Kreativität und Eigenverantwortung, die die employability der Menschen bestimmen. Wer über diese Eigenschaften verfügt, kann die Möglichkeiten nutzen, die der projektbasierte Kapitalismus des 21. Jahrhunderts bietet. Zugleich stellt sich aber die Frage der Gerechtigkeit, vor allem für jene, die nicht Teil der vernetzten Welt des projektbasierten Kapitalismus sind.

Die Führungskräfte. Die Entstehung einer sozialen Gruppe.

Luc Boltanski

Campus Verlag, . Frankfurt/ New York, Editions de la Maison des Sciences de l’Homme Paris, 1990

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Was ist eine Führungskraft? Der Direktor eines grossen Unternehmens, aus grossbürgerlichen Verhältnissen stamend und mit dem Examen einer berühmten Universität, ein ehemaliger Arbeiter, der zum Werkmeister aufgestiegen ist, ein Handelsvertreter, ein Ingenieur in der Luft – und Raumfahrtforschung – was haben sie miteinander gemein? Sie alle können den Titel Führungskraft beanpruchen. Und doch unterscheidet sie fast alles übrige: die Ausbildung, das Einkommen, dis soziale Herkunft, die Art ihrer Tätigkeit und auch ihr Lebensstil bis hin zu den politischen Auffassungen. Weder sind, die Angestellten“ eine homogene Gruppe noch lassen sie sich durch ihre materielle Lage bestimmen. Dennoch existiert diese soziale Gruppe: denn wie könnte die Soziologie legitimerweise die Existenz eines Identifikationsmusters bestreinten, dessen sich die sozialen und politischen Auseinandersetzungen verbundenist, die den Umbruch des traditionnellen Bürger – und Kleinbürgertums begleiteten. Dennoch ist die Entstehung der „Führungskraft“ nicht einfach das Ergebnis unausweichlicher ökonomischer oder technischer Entwicklungen, sondern hat einer Vielzahl von Mobilisierungs-Identifikations-und Klassifizierungsstrategien erfordert. Erst in einer immensen kollektiven Anstrengung gelang es dieser Gruppe, sich zu institutionalisieren und sowohl Selbstbewusstsein wie gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen.

Die Politik des grossen Zahlen. Eine Geschichte des statistischen Denkweise

Alain Desrosières

Springer ,  Berlin, 2005

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"Statistik (»Staatenkunde«), Wahrscheinlichkeitsrechnung und die Philosophie der Wahrscheinlichkeit sind auch als »siamesische Drillinge« bekannt. Das Buch analysiert den Werdegang der Statistik und zeigt Verbindungen zwischen der internalistischen Geschichte der Formalismen und Werkzeuge sowie der externalistisch orientierten Geschichte der Institutionen auf. Der Spannungsbogen erstreckt sich vom Vorabend der Französischen Revolution bis hin zum Ende des Zweiten Weltkriegs, wobei Frankreich, Deutschland, England und die USA ausführlich behandelt werden. Was haben Richter und Astronomen gemeinsam? Wer waren die »politischen Arithmetiker«? Was ist ein »Durchschnittsmensch«? Wie ändert sich im Laufe der Zeit das, was man »Realismus« nennt? Kann man vom Teil auf das Ganze schließen? Und wenn ja, warum? Welche Rolle spielt der Franziskanerorden? Wir begegnen Adolphe Quetelet, Karl Pearson, Egon Pearson, Francis Galton, Emile Durkheim und vielen anderen. Glücksspiele, Zufall, Bayesscher Ansatz, das St. Petersburger Paradoxon, der Choleravibrio, Erblichkeit, das Galtonsche Brett, Taxonomie, Wahlprognosen, Arbeitslosigkeit und Ungleichheit, die Entstehung der Arten, die Ordnung der Dinge und die Dinge des Lebens – das sind die Themen des Buches."

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Les annonces

  • Les travailleurs intellectuels à l'épreuve des transformations de l'emploi et du capitalisme. Nouvelles figures, nouvelles classes ? Parmi les tendances caractéristiques du capitalisme contemporain, les sciences sociales mettent souvent en avant d’une part les transformations de la relation salariale vers davantage de flexibilité, d’intermittence et d’incertitude quant à ses frontières et ses statuts et, d’autre part, la montée en puissance d’une production immatérielle ou cognitive et d’un travail plus « créatif ». L'objectif de cette journée d'études est d’interroger les travaux théoriques ou empiriques qui voient dans ces deux tendances le fondement d’une recomposition des classes sociales, en particulier à travers l’émergence de nouvelles géométries sociales centrées autour de la figure d’un travailleur intellectuel précaire.